Das Vergessen wird in den letzten Jahren als kulturwissenschaftliches Thema aufgewertet, wie schon Harald Weinrichs Kulturgeschichte des Vergessens (Lethe: Kunst und Kritik des Vergessens) zeigt. Die Dankrede, die der Historiker Fritz Stein anläßlich der Vergabe des diesjährigen Friedenspreises des deutschen Buchhandels hielt, behandelte das gleiche Thema. An die Diskussionen, die Botho Strauß oder Martin Walser entfachten, braucht nicht eigens erinnert zu werden. Neuere Romane von Marcel Beyer, Friedrich Christian Delius, Judith Kuckart, Bernhard Schlink oder Jens Sparschuh zeigen, dab dieVergangenheitsbewältigung noch immer oder wieder zu den zentralen Themen der Literatur gehört. Aber wie kann das Diktum des Nichtvergessens von Literaten eingehalten werden, wenn sie nicht erlebt haben, was sie nicht vergessen sollen? Warum sind einige dieser Romane zu Bestsellern aufgestiegen (man denke an Der Vorleser oder Flughunde)? Besteht dadurch die Gefahr einer Trivialisierung der Holocaust-Problematik? Macht es einen Unterschied, ob das Thema von Schriftstellern, die eigene Erinnerungen an die Zeit zwischen 1933 und 1945 haben (Böll, Grass, Koeppen), oder von den 'begnadeten Spätgeborenen' behandelt wird?
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