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 Was ist ein Übersetzungsfehler?

MARTIN B. FISCHER
martin.fischer@upf.edu
© Martin B. Fischer 2003
Universitat Pompeu Fabra (Barcelona)


 
 
 

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Resumen

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Abstract

Der Umgang mit den Fehlern der Lernenden stellt Lehrenden immer wieder vor große Probleme. In diesem Beitrag wird kurz dargestellt, welche Arten von Fehlern katalanische und spanische Muttersprachler beim Schreiben auf Deutsch bzw. beim Übersetzen ins und aus dem Deutschen begehen. Anschließend soll geklärt werden, welche dieser Fehler als Übersetzungsfehler im eigentlichen Sinne gelten können und wie Fehler vermieden werden können bzw. wie aus ihnen gelernt werden kann. Es geht hier jedoch nicht um die Evaluierung von Fehlern¹.

Schlagwörter: Übersetzungsfehler, Übersetzen, Übersetzung, Lernen, Fehler, Didaktik der Übersetzung


 

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Was ist ein Übersetzungsfehler?

MARTIN B. FISCHER
Universitat Pompeu Fabra (Barcelona)

 

1. Fehler beim Übersetzen

 
Meine Großvater kommt von ein Volkchen von Granada" (1. Jahr DaF)
 
  (rekonstruierter muttersprachlicher Satz: mi abuelo viene de un pueblito de Granada)  
     
 
"Jedes und alle von ihre Volks haben eine historische Persönlichkeit" (2. J. inversa).
 
  (ausgangssprachlicher Satz: tots i cada un dels seus pobles tenen una personalitat històrica)  
     
 
In meiner Tätigkeit als Dozent für DaF und für Übersetzung aus dem und ins Deutsche habe ich feststellen können, dass sich die Fehler der Studenten in ihren Übersetzungen in die Fremdsprache und in den fremdsprachlichen Aufsätzen auf verblüffende Weise ähneln, weil viele Lernende, vor allem der ersten Semester mit Deutsch als zweiter Fremdsprache (meist nach Englisch) die Sätze für ihre Eigenproduktionen im Kopf vorformulieren und dann mehr oder weniger wörtlich aus der Mutter- in die Fremdsprache übersetzen. Somit haben wir es also nicht nur in den Übersetzungsübungen, sondern auch im DaF- Unterricht mit Übersetzungfehlern oder besser mit Fehlern beim Übersetzen zu tun.
 
     
 
Daher bietet sich eine enge Zusammenarbeit der Dozenten im Fremdsprach- und Übersetzungsunterricht nicht nur an, sondern ergibt sich im Interesse der Lernenden fast zwingend. Je umfassender die sprachliche Kompetenz - dazu zählt auch die Sprachbewusstheit in der Muttersprache - desto besser die Voraussetzungen für einen effektiven Übersetzungs­unterricht.
 
     
 
Bei der Textproduktion im DaF-Unterricht lassen sich die meisten Fehler auf fehlende fremdsprachliche Kompetenz zurückführen, doch wenn man mit den Fehlern in Übersetzungsübungen vergleicht - vor allem bei der Übersetzung in die Fremdsprache - taucht schnell die Frage auf, wo die Grenze zwischen Sprach- und Übersetzungsfehler zu ziehen ist.
 
     
 
Es liegt auf der Hand, dass mich in diesem Zusammenhang keine Rechtschreibfehler interessieren, sondern morphologische, syntaktische, lexikalische und inhaltliche bzw. formelle Unkorrektheiten, vor allem, wenn durch sie der Sinn des Textes unklar oder verzerrt wird.
 
     
 
Meine Beobachtungen zeigen, dass Interferenzen aus der Mutter- oder der ersten Fremdsprache zu den größten Fehlerquellen gehören. Auch Entlehnungen (calques), "falsche Freunde" und Lehnbildungen, bei denen muttersprachliche Morphologie auf die Fremdsprache übertragen wird, gehören zu diesem Bereich.
 
     
 
Es geht zunächst nicht darum, Maßstäbe zur Bewertung von Übersetzungen zu erstellen, sondern nur darum, zu bestimmen, wann es sich bei einem Fehler um ein vorrangig sprachliches Problem handelt bzw. wann ein dies nicht der Fall ist. Sobald dies geschehen ist, ließe sich darüber nachdenken, wie unterschiedliche Fehlerkategorien auch unterschiedlich gewichtet und bewertet werden können bzw. müssen.
 
     


2. Definitionen

 
Wer einen Fehler begeht, verstößt gegen eine Norm oder Regel. Eine solche Norm kann als Gesetz oder Regelwerk schriftlich fixiert und ausgearbeitet sein, sie kann aber auch als „ungeschriebenes Gesetz“ oder z.B. als überlieferte gesellschaftliche Konvention existieren. Wird eine Norm verletzt, hängt es von der jeweiligen Situation und der Schwere oder Tragweite der Übertretung ab, ob und wie der Verstoß sanktioniert oder geahndet wird.
 
     
 
So können leichte Verstöße gegen grammatische Regeln ignoriert oder vernachlässigt werden, schwere dagegen zu Verständnisproblemen führen. Betrachten wir einige Definitionen für den Bereich der Übersetzung².
 
     
 
Christiane Nord definiert:
 
     
 
Ein Übersetzungsfehler ist [...] eine 'Nicht-Erfüllung' des Übersetzungsauftrages in Bezug auf bestimmte funktionale Aspekte. Das bedeutet: Jede Übersetzungsleistung kann nur in Bezug auf ein vorgegebenes (funktionales) Übersetzungsziel beurteilt werden. Dieses Übersetzungsziel muss dem Übersetzer / der Übersetzerin bekannt sein (Nord 1992:366; vgl. a. Nord 1996:95).
 
     
 
Die Wissenschaftlerin schränkt dann später ein:
 
     
 
Nicht alle Fehler in einer Übersetzung sind Übersetzungsfehler! Echte Über­setzungsfehler, also Verstöße gegen die Instruktionen des Übersetzungsauftrages, müssen von Fehlern, die die aus einer mangelhaften Beherrschung der Zielsprache resultieren, abgegrenzt und getrennt bewertet werden. Nur so können die Lernenden auch in einem frühen Stadium der Ausbildung erkennen, wo ihre Schwächen liegen. Es wird deutlich, dass auch die Übersetzung in die Fremdsprache zu einem funktionalen Translat führen muss, wobei eventuelle sprachliche und stilistische Mängel des Zieltextes unter Umständen von Muttersprachlern ohne Übersetzungs­kompetenz verbessert werden können (Nord 1992:373).
 
     
 
Ich möchte zwei Aspekte der Ausführungen Nords besonders herausstreichen: 1. Es gilt, Fehler aufgrund mangelnder Sprachkompetenz von wirklichen Übersetzungsfehlern zu unterscheiden. 2. Auch Übersetzungen in die Fremdsprache können funktional angemessen sein.
 
     
 
Anhand eines Beispiels erläutert Nord, dass Übersetzungsfehler vor allem jene seien, bei denen die Zieltextsituation nicht ausreichend berücksichtigt, die Textkonventionen³ der Zielsprache nicht beachtet oder auf formale Anpassungen des Zieltextes verzichtet wird. Die meisten dieser Verstöße gegen die Funktionalität des Zieltextes seien nicht auf mangelndes sprachliches, sondern auf mangelndes (inter)kulturelles Wissen der Übersetzer zurückzuführen.
 
     
 
Nords Ansatz erscheint mir vollkommen richtig und sinnvoll. Allerdings können nach der funktionalen Theorie auch sprachliche Fehler die Funktionalität beeinträchtigen. Um dies von vornherein auszuschließen, ergänzt Nord an anderer Stelle:
 
     
 
"Hay que destacar [...] que las violaciones de las normas léxicas y sintácticas (debidas a una competencia deficiente en la lengua extranjera por parte del alumno) no se consideran como falta o error de traducción, ya que una competencia lingüística suficiente ha de ser condición previa a la traducción" (Nord 1996:96).
 
     
 
Ich halte diese Forderung vor allem in Anbetracht der äußerst schwierigen Definition einer solchen "ausreichenden sprachlichen Kompetenz" eher für einen frommen Wunsch. So kann z.B. die Verwechslung von romano/románico (römisch/romanisch) schwerwiegende sachliche Fehler nach sich ziehen. Der Grund für die Verwechslung kann dabei sowohl mangelndes sprachliches wie mangelndes (kunst)historisches Allgemeinwissen oder auch mangelnde Aufmerksamkeit sein.
 
     
 
Schließlich unterscheidet Nord zwischen vier verschiedenen Arten von Übersetzungsfehlern (pragmatischen, kulturellen, sprachlichen und textspezifischen; Nord 1998:75).
 
     
 
Javier Ortiz García (1998) geht es um die Bewertung von Übersetzungen im Rahmen der Über­setzer­ausbildung. Er unterscheidet zwischen Fehlern, die auf fehlende ausgangssprachliche, fehlende zielsprachliche und schließlich auf fehlende translatorische Kompetenz zurückzuführen seien. Bei letztgenannten nennt er allerdings sehr viele sprachlich bedingte Fehler neben anderen, die mit fehlendem Weltwissen, Nicht-Beachtung der zielsprachlichen Textsituation und/oder Funktion u.a. zu erklären sind.
 
     
 
Die klarste Definition von Fehlern findet sich m.E. bei Juan Carlos Palazuelos, Hiram Vivanco, Patricia Hörmann und Carmen Gloria Garbani von der Katholischen Universität in Santiago de Chile. Sie haben in einer Studie versucht, Übersetzungsfehler zu klassifizieren (Palazuelos et. al. 1992). Danach seien drei Arten von Fehlern bei einer Übersetzung zu beobachten:
 
     
 
"a) un error propio del original, es decir, del autor del texto
b) un error de interpretación de lo designado
c) un error de reproducción de lo designado" (ebda.: 25).
 
     
 
Nach einer Betrachtung der möglichen Kombinationen und Beziehungen der einzelnen Fehlerquellen untereinander gelangen die Autoren zu folgender Schlussfolgerung:
 
     
 
a. la traducción o el 'saber traducir' implica dos tipos de saberes:
- saber interpretar correctamente el contenido textual [...] en una lengua (lengua fuente);
- saber reproducir correctamente dicho contenido textual en otra lengua (lengua meta).
 
     
 
b. [...] traducir [...] es reproducir [...] correctamente, en una lengua 2, el contenido textual [...] en una lengua 1.
 
     
 
c. por lo tanto, cualquier falta o no cumplimiento con esta obligación [...] debiera ser considerada como 'error de traducción' [...]
 
     
 
d. sin embargo, para interpretar y reproducir correctamente el contenido textual, el traductor utiliza otros saberes:
- su saber elocucional (sin distinción de lenguas: nivel universal);
- su saber idiomático (de la lengua fuente y de la lengua meta: nivel histórico)
- su saber expresivo (tanto en su nivel universal como en el históricamente determi­nado por las lenguas fuente y meta)
 
     
 
e. los errores cometidos por deficiencia en cada uno de los saberes anteriores (elocucional, idiomático y expresivo) no son, en sí mismos, errores de traducción; sin embargo, en el ejercicio de la traducción pueden constituirse en la fuente misma de los errores de traducción" (ebda.: 33f).
 
     
 
Ich möchte vor allem den letztgenannten Aspekt hervorheben: Irrtümer bei der Interpretation des Ausgangstextes (AT) oder Fehler bei der Abfassung des Zieltextes (ZT) können zwar von Lesern, Ausbildern, Kritikern usw. als Fehler wahrgenommen werden, stellen aber keine Übersetzungsfehler im eigentlichen Sinne dar.
 
     
 
Die von den chilenischen Wissenschaftlern erwähnten Fehler im AT können zwar ihrerseits Fehler in der Interpretation und damit wahrscheinlich auch einen fehlerhaften ZT nach sich ziehen. Wenn sie jedoch als Irrtümer erkannt werden, kann und muss der Übersetzer sie korrigieren (sofern es sich nicht um eine dokumentierende Übersetzung handelt, in der ein solcher Fehler im AT durch eine entsprechende Fußnote o.ä. im ZT gekennzeichnet wird).
 
     
 
Der übersetzerische Alltag bestätigt, dass die scheinbar so naheliegende Definition der Übersetzung als "korrekter Wiedergabe eines Textinhalts einer Sprache in einer anderen" zu kurz greift, so dass der funktionale Ansatz auch bei der Fehlerdiskussion und natürlich besonders bei der fundierten Übersetzungskritik hilfreich ist.
 
     
 
Meine eigene Erfahrung als Übersetzer und Ausbilder von Übersetzern zeigt mir, dass — wenigstens im Falle der üblichen Übersetzung aus der Fremd- in die Muttersprache — die meisten Fehler im ZT dagegen auf Missverstehen des AT zurückzuführen sind. Fehler beim Abfassen des ZT sind z.B. der Gebrauch eines falschen Registers, grammatische oder orthografische Irrtümer u.a.
 
     
 
Fehler im ZT können in diesem selbst erkannt werden. Auch Fehlinterpretationen des AT scheinen im ZT oft als unverständliche Formulierungen durch. Um die eigentlichen Übersetzungsfehler zu erkennen, ist allerdings immer ein Abgleich mit dem AT vonnöten.
 
     

3. Beispiele

 
Betrachten wir nun einige Beispiele. Es werden nach Möglichkeit immer authentische Beispiele aus dem Unterricht mit Studenten des 1. und 2. Jahres der Übersetzerausbildung an der UPF verwendet. In der linken Spalte der (ggf. rekonstruierte) AT, in der Mitte die vorgeschlagene, oft fehlerhafte Übersetzung und rechts ein korrekter Übersetzungsvorschlag.
 
     

3.1. Morphologie

 
Abgesehen von den eigenen Mitteln des Deutschen für Ableitungen ist es vor allem die unkomplizierte Art der Bildung von Komposita, die für fremdsprachliche Lerner ungewohnt ist, aber auch zu eigener Kreativität anregt. Die folgende Neuschöpfung ist in dieser Hinsicht gar nicht so abwegig:
 

Español para extranjeros
*Spanisch für Fremdleute
Spanisch für Ausländer

Substantiv + Adjektiv
exposicions temporals


exposicions itinerants
*zeitliche Ausstellungen
*temporale Ausstellungen
*zeitliche Sammlungen
Wechselausstellungen
Sonderausstellungen

(Wanderausstellungen)
edifici modernista

*modernes Gebäude

Jugendstilgebäude

(modernistisches Gebäude)
creixement demogràfic

*demographisches Wachstum

Bevölkerungswachstum

vida cotidiana *Täglicheleben Alltag / Alltagsleben

 
Das letzte Beispiel zeigt, wie die Studenten versuchen, selbstständig Komposita zu bilden, dabei aber scheitern, weil sie mit den diesbezüglichen Regeln noch nicht vertraut sind.
 
     

Substantiv + Präposition + Substantiv
sessions de matinada

(sessions golfa)
*Vorstellungen am Morgen Spätvorstellung

Nachtvorstellung
sessions matinals *Vorstellungen am Morgen Vormittagsvorstellungen

(Matinees)
oficina de turisme Touristenbüro Tourist(en)information

Fremdenverkehrsbüro
arxiu d'imatges *Archiv von Bildern Bildarchiv
arxiu de premsa *Archiv der Presse

*Archiv für die Presse
Pressearchiv / Zeitungsarchiv
servei d‘informació *Dienst für Information Info(rmations)service / -dienst
llibres d‘art *künstliche Bücher Kunstbücher, Bücher über K.
articles de regal *Geschenkeartikel Geschenkartikel

     
 
In den ersten beiden Beispielen gibt es auch ein lexikalisch-semantisches Problem, das zu einem Falschverstehen im ZT führen kann. Das dritte Beispiel bringt eine gute Lösung, auch wenn i.A. ein anderer Ausdruck verwendet wird. Die Beispiele 4-6 zeigen, wie schwer sich die Studenten mit der Übersetzung dieser Art von Syntagmen tun, während im letzten Beispiel nur ein orthografisch-morphologisches Problem zu beobachten ist. Ähnlich gelagert sind die folgenden Fehler:
 
     

museu d‘art modern *Modernistischekunstmuseum Museum für Moderne Kunst
Jugendstilmuseum
secció d'història local *Katalanische Geschichte Abschnitt Abteilung für Lokal-geschichte / katalanische G.
secció de reserva *Reservierungsabteilung
*Reserveabteilung
Rarabereich, Sonderlesesaal

     
 
In diesen Fällen kommt auch immer ein semantisch-lexikalisches Problem dazu. Der Gedanke, local durch „katalanisch“ zu ersetzen ist an sich positiv zu bewerten, weil der Übersetzer hier mitgedacht und erkannt hat, dass dieses Wort je nach Standort eine andere Bedeutung hat.
 
     
 
Besondere Schwierigkeiten bereiten übrigens Pseudokomposita des Spanischen bzw. Katalanischen, wie Teatre-Museu Dalí, Casa-Museu oder Museu Monestir de Pedralbes, denn es ist bei der Übersetzung zu fragen, welches das Grund- und welches das Bestimmungswort ist. Im letztgenannten Fall wurden sowohl „Klostermuseum“ als auch „Museumskloster“ verworfen und stattdessen das neutrale „Museum Kloster Pedralbes“ gewählt, da es sich um ein Museum handelt, das sich auf dem Gelände des noch bewohnten Klosters befindet.
 
     

3.2. Syntax

 
Bei der Syntax möchte ich nur die Relativsätze nennen.
 
     

(les activitats que organitza el museu són diverses) Die Aktivitäten, die das Museum organisiert, sind vielfältig. Das Museum organisiert vielfältige Aktivitäten / Veranstaltungen
al barri gòtic persisteixen un ambient i un esperit que els antiquaris mantenen vius *im Gotischen Viertel bleiben eine Atmosphäre und ein Geist, den die Antiquare am Leben erhalten die Antiquitätenhändler verleihen dem Gotischen Viertel seine besondere Atmosphäre

     
 
Der erste Satz ist zwar umständlich, aber akzeptabel, der zweite dagegen missverständlich, da das Relativpronomen im AT sich auf ambient und esperit beziehen kann.
 
     

(El que cree en la democracia es un utopista.) *Der, der an die Demokratie glaubt, ist ein Utopist. Wer an die Demokratie glaubt, ist ein Utopist.
(Y eso es lo que hizo EE.UU.) *Und genau das ist, was die USA taten. Und genau das taten die USA.
(La primera cosa que faig al matí és escoltar la ràdio.) *Das erste Ding, ich morgens mache, ist Radio hören. Morgens höre ich als erstes Radio.
(Zèfir qui era un altre déu vingué a veure-la.) *Zephirus, der eine anderen Gott war, kam zu ihr. Zephir, ein anderer Gott, kam zu ihr.

     
 
Die vier vorstehenden Beispiele stammen aus Eigenproduktionen der Studenten des zweiten Studienjahres. Die Lernenden neigen dazu, auch dort Relativsätze zu verwenden, wo im Deutschen aus syntaktischen oder stilistischen Gründen eher darauf verzichtet wird.
 
     
 
Das folgende Beispiel gehört eigentlich eher in den Bereich der lexikalischen Fehler, zeugt jedoch auch von der beliebten Verwechslung des Relativpronomens mit der Konjunktion „dass“:
 
     
 
"Der Humor [der Engländer] ist ein Strich, daß Ihnen genug unterscheiden.".
 
     

3.3. Lexik

 
Während Fehler im Bereich der Morphologie und Syntax fast immer auf mangelnde Sprachkenntnisse zurückführen lassen und eher selten zu Übersetzungfehlern führen, ziehen lexikalische Irrtümer weitaus häufiger Übersetzungsfehler nach sich.
 
     
 
Einige Beispiele für den falschen Gebrauch des Wörterbuchs, die für sich sprechen (alle DaF, 2. Jahr):
 
     

(Durante mis estudios hice una práctica en una editorial.) Während meines Studiums habe ich ein Praxis bei einer Leitartikel verbracht. Während meines Studiums habe ich ein Praktikum bei einem Verlag gemacht.
(Estudiamos en la universidad y vivimos en una residencia con alumnos/estudiantes ingleses.) Wir studierten im Universität und wohnten in einer Residenz mit englischen Schülern. Wir studierten an der Universität und wohnten im Studenten-wohnheim mit englischen Kommilitonen zusammen.
(la calidad de sus servicios e instalaciones) guter Service und Qualität der Installationen guter Service und gute Ausstattung
(campanyes informatives) informative Feldzüge Informationskampagnen

     
 
Vor schier unüberwindbare Schwierigkeiten stellt die Lernenden ein Wort wie horari/horario, das im Deutschen je nach Kontext mit einer ganzen Reihe von speziellen Bezeichnungen wiedergegeben werden muss: Stundenplan, Fahrplan, Flugplan, Öffnungszeiten, Geschäftszeiten, Besuchszeiten, Dienstzeiten/Dienstplan usw. Ähnlich komliziert gestaltet sich die Übersetzung von àmbit/ámbito ins Deutsche.
 
     
 
Häufig kommt es zur direkten Übernahme bzw. Nicht- oder Fehlübersetzung von Eigen- und Personennamen, wie Ginebra, Genève, *Genef4, Venecia, Catalonia/Katalonia, Estocolmo, Munich, San Pedro, Miguel Ángel usw.
 
     
 
Bei der Übersetzung aus dem Katalanischen ist zuweilen zu beobachten, dass im deutschen ZT für katalanische Ortsnamen spanische Entsprechungen eingesetzt werden: Maó - Mahón, Figueres - Figueras usw. Wenn katalanische Muttersprachler so verfahren, steht zu befürchten, dass sie ihre Sprache international nicht für repräsentativ genug halten und deshalb auf das Spanische zurückgreifen.
 
     
 
Oft finden sich Lehnübersetzungen (calques), wie *solutionieren (wohl nach konditionieren), *prestigiert, *kontemporanisch, *Finalität usw.
 
     
 
Bildungen wie promovieren (im Sinne „vorantreiben, fördern“) oder inaugurieren (in der Alltagssprache für „einweihen“) leiten über zum weiten Feld der sogenannten „falschen Freunde“:
 
     
 
„Techniker“ für tècnic, womöglich noch in der Bedeutung „Fußballtrainer“!
„Objektiv“ für Ziel
"Tempel" für Kirche (vgl. auch im Französischen!)
„Konkurs“ (für Preisausschreiben)
„zwei Stunden sind passiert“
„Das ist meine Endekurs Feste“ (für Feier am Ende der Schulzeit bzw. nach Abschluss des Studiums)
„Ich bin ein professionelles Mädchen“ (sóc una noia professional, im Bewerbungsbrief).
 
     
 
Einen eigenen Komplex bilden Verstöße gegen Textkonventionen, etwa im Brief (Anrede, Gruß- oder Abschiedsformel) oder in präskriptiven Texten. Dabei handelt es sich oft schon um Übersetzungsfehler im Sinne der funktionalen Theorie, denn sie beeinträchtigen die Funktionalität des ZT.
 
     
 
Auch typografische Besonderheiten müssen beachtet werden (s. XVI statt 16. Jh.; „Ich“ statt „ich“, nach dem Vorbild des Englischen).
 
     
 
Hier Beispiele für die Übersetzung des Satzes No és permés de dur gossos sense lligar aus dem Katalanischen ins Deutsche (Traducció inversa im 2. Studienjahr):
 
     
 
"Hunde müssen verinigt sein."
"Es ist nicht erlaubt, Hunde ohne Halsung zu bringen."
"Man soll Hünde ohne Halsung nicht bringen."
"nicht an die Kette gelegte Hunde sind nicht gestattet."
"Hunde müßen an der Leine gefürt werden."
 
     
 
Die Formulierungen mit "es ist nicht gestattet" bzw. "es ist nicht erlaubt" zeigen einen guten Ansatz, weil der Vorschriftcharakter des Textes angemessen zum Ausdruck kommt. Die idiomatisch beste Lösung ist jedoch die letzte. Selbst wenn dieser Satz mit den beiden Rechtschreibfehlern an entsprechender Stelle zu lesen wäre, würde er seine Funktion erfüllen. Er enthält keinen Übersetzungsfehler. Die anderen vier Sätze sind wegen des erfundenen Wortes "Halsung" bzw. der falsch verwendeten Wörter "vereinigen" (?) und "an die Kette legen" dagegen für Deutsche nicht ohne Weiteres verständlich.
 
     
 
Schwierig gestaltet sich auch die Beachtung möglicher Konnotationen bestimmter Ausdrücke in der Ausgangs- bzw. der Zielsprache. So liest man in einem Faltblatt des Zoos Barcelona: es poden adquirir tota mena d'articles. Dieser Satz ist mit "man kann alle möglichen Dinge kaufen" an sich sprachlich korrekt übersetzt, läuft aber den Konventionen über das zu verwendende Register in Sach- und Informationstexten zuwider: Er klingt zu umgangssprachlich, wenn nicht gar abschätzig und erfüllt daher nicht die angestrebte Funktion, nämlich zum Besuch des Zoos aufzufordern.
 
     
 
Ein ähnlich gelagerter Fall: In einem Text über ein Museum heißt es über die verschiedenen Sammlungen: avui constitueixen el ric i heterogeni fons del museu.
 
     
 
Dazu drei Übersetzungsvorschläge:
 
     
   
"..., die heutzutage die umfangsreiche und uneinheitliche Bestände des Museums entstehen."
   
   
"Heute setzen sie die reichen und uneinheitlichen Bestände von dem Museum zusammen."
   
   
"Sie konstituieren die reiche unterschiedliche Bestände des Museums."
   
         
 
Der Ausdruck "Bestände" war im Unterricht schon erwähnt worden. Der Genitiv im ersten und dritten Beispiel ist sehr positiv zu bewerten, da die Lernenden sonst dazu neigen, den Genitiv systematisch durch den Dativ zu ersetzen. Doch neben dem Verb ist die eigentliche Schwierigkeit heterogeni. Das Adjektiv "uneinheitlich" in den ersten beiden Beispielen ist sehr gut gewählt, doch im Deutschen müsste man es durch ein „aber“ dem positiv konnotierten "reich" gegenüberstellen, also etwa: „Aus ihnen setzen sich die reichhaltigen, aber uneinheitlichen Bestände des Museums zusammen“.
 
     
 
Besonders schwierig wird es, wenn der AT schon ungenaue oder missverständliche Wörter oder Formulierungen enthält. So werden in einem Prospekt des Seeschifffahrtsmuseums in Barcelona unter accessos einige Buslinien und eine U-Bahnlinie genannt (dieser Begriff wird auch von anderen Institutionen in diesem Zusammenhang verwendet).
 
     
 
Viele Studenten übersetzten mit "Zugänge" oder "Zufahrten", andere mit "Eingänge" oder sogar "Eintritt". Kaum jemand kam auf „Transportmittel“ oder, besser, „Verkehrsverbindungen“. Die Lernenden hatten also das ungenaue Wort des AT übernommen und es durch ein im Wörterbuch nachgeschlagenes, aber ebenso unzutreffendes in der Zielsprache übersetzt, statt schon im AT eine sinnvollere Lösung zu suchen und diese zu übersetzen. So kam es zu wirklichen Übersetzungsfehlern.
 
     
 
Wir haben im Unterricht sowohl spanische und katalanische wie auch deutsche Paralleltexte zu Rate gezogen und u.a. folgende Lösungen gefunden: com arribar-hi / cómo llegar / transporte ("Verkehrsverbindungen" / "So erreichen Sie uns").
 
     
 
Eine „beliebte“ Fehlerquelle sind schließlich Kulturspezifika. Die Bandbreite reicht von ausdrücklich genannten Eigenheiten (etwa bei den Mahlzeiten oder im Schulwesen) über falsch verstandene Anspielungen auf historische, soziale u.a. Gegebenheiten bis hin zur Intertextualität5.
 
     
 
Axel Javier Navarro Ramil (2000) hat bei seiner eingehenden Analyse der Übersetzungen von Büchern Manuel Vázquez Montalbáns eine große Zahl von Beispielen für mangelndes kulturelles Wissen gefunden, die zu z.T. schwerwiegenden Fehlern in den Zieltexten führten.
 
     
 
Ein Beispiel habe ich schon in Endnote 4 genannt. Ein anderes sei hier erwähnt: patillas Káiser y anteojos Prat de la Riba - „Bärte wie Kaiser Wilhelm und Brillen von Prat de la Riba“. Hier waren Koteletten wie die Kaiser Franz Josephs gemeint und eine Brille, wie sie der katalanische Politiker Prat de la Riba trug.
 
     
 
Wie eine literarische Übersetzung nicht aussehen sollte, hat u.a. Hönig (1997a) an der schon im negativen Sinne klassisch zu nennenden deutschen Fassung von Lemprière‘s Dictionnary dargelegt. Ich möchte hier die Übersetzung von Juan Ignacio Montianos Kriminalroman Zaino durch Julia Möller Runge als Beispiel einer stilistisch fehlerhaften Übertragung anführen.
 
     
 
Der Autor macht Anleihen beim fantastischen bzw. beim Schauerroman. Doch die Übersetzerin verfremdet den an sich originellen Text über Gebühr, so dass er zuweilen nicht mehr skurril, sondern eher peinlich klingt. Hier nur einige repräsentative Beispiele.
 
     

L. estaba quieto, concentrado, con las piernas cruzadas y el culo prieto 36 L. war ruhig, konzentriert, mit den Beinen gekreuzt und dem Hintern gepresst 40
desnuda, maniatada, con la boca y los ojos abiertos 143 nackt, an den Händen gefesselt, mit Augen und Mund offen 151
A veces, después de todo, algunas tienen suerte.113 Manchmal, nach allem, haben manche Glück.120
le quitaba el sueño un personaje 46 dagegen raubte ihr den Schlaf eine Person 51
se le había caído en el estómago la hora de comer55 die Stunde der Mahlzeit war ihr in den Magen gefallen 59

     
 
Wie man sieht, hat die Übersetzerin häufig direkt die spanische Syntax übernommen bzw. idiomatische Wendungen wörtlich übersetzt. Dies überrascht umso mehr, als sie selbst in einem Kongressbeitrag die adaptierende Übersetzung idiomatischer Wendungen erläuterte (Möller Runge 1999).
 
     

4. Fehler in Übersetzungen

 
Ich will nun versuchen, eine kurze Übersicht der Fehler aufzustellen, die in übersetzten Texten gefunden werden können.
 
     
  1.
Im ZT direkt erkennbar sind:
 
    a) Druck-/Satzfehler  
    b) Verstöße gegen die Grammatik der Zielsprache*  
    c) Verstöße gegen Konventionen der Zielsprache (Register usw.)  
       
  2.
Nur im Vergleich mit dem AT erkennbar sind
 
    a) Fehler im AT (unabhängig davon, ob sie zu Fehlern im ZT geführt haben oder nicht)  
    b) beabsichtigte oder unbeabsichtigte Auslassungen  
    c) fehlerhafte bzw. irrtümliche Auslegung des AT**  
       
 
*Nebenbei sei angemerkt, dass zur Übersetzung eine genauere Lektüre eines jeden Textes erfolgt, als dies zu rein rezeptiven Zwecken der Fall ist. Dadurch fallen Übersetzern grammatische Fehler, stilistische Verstöße und inhaltliche Unstimmigkeiten im AT besonders auf (vor allem, wenn er in der Muttersprache verfasst ist, aber nicht nur dann).
 
 
Schon beim Phänomen der Lehnübersetzungen ("calques") kann nicht immer von vornherein bestimmt werden, ob es sich um einen Fehler, etwa einen Verstoß gegen die Grammatik der Zielsprache, handelt oder aber um eine Neuschöpfung, die bewusst als Bereicherung der Zielsprache gedacht ist.
 
     
 
** Die Gründe für diese Fehlinterpretationen können äußerst vielfältig sein: mangelnde Kenntnisse der Ausgangssprache ganz allgemein, Unkenntnis ihrer idiomatischen Besonderheiten, der diachronischen, dialektalen oder synchronischen Varianten usw.
 
     
 
Die eigentlichen Übersetzungsfehler sind jene, bei denen
 
     
 
AT-Fragmente unbewusst unübersetzt bleiben, d.h. ausgelassen werden
   
         
 
AT-Fragmente bewusst, ohne in Kenntnis des Übersetzungsauftrags nachvollziehbares Motiv ausgelassen werden
   
         
 
im ZT unmotiviert Text ohne Entsprechung im AT erscheint
   
         
 
der Sinn des AT so entstellt bzw. verzerrt wird, dass die beabsichtigte Funktion des ZTs nicht erfüllt werden kann
   
         
 
die Intention bzw. Aussage des AT-Autors im ZT verfälscht wird (fehlende Angemessenheit bzw. Verstoß gegen das Prinzip der Loyalität gegenüber dem AT-Autor)
   
         
 
fehlende Anpassung an den soziokulturellen Kontext der Zielsprache vorliegt (fehlende Akzeptabilität; hier können Paralleltexte Abhilfe schaffen)
   
         
 
fehlerhafte stilistische Aspekte vorliegen, sofern sie sinntragend sind (wie bei literarischer Übersetzung)
   
         
 
funktionale Aspekte nicht beachtet werden (wenn z.B. bei einem Werbetext nicht zum Kauf angereizt wird).
   
         
 
Wie im erstgenannten Fall der unbewussten Auslassung (Überspringen eines Satzes, Absatzes usw.) kann der Verstoß auch in den anderen angeführten Fällen bewusst wie unbewusst erfolgen. Man denke etwa an die sogenannten freudschen Fehlleistungen: Ein Übersetzer überträgt einen Satz wie aprobaba los actos racistas mit "er war mit den rassistischen Aktionen nicht einverstanden", da er selbst sie nicht billigt.
 
     
 
Dass fachliche oder terminologische Übersetzungsfehler schwerer wiegen als sprachliche erwähnt z.B. auch Peter A. Schmitt, der ein internes Handbuch für Übersetzer bei IBM zitiert, aus dem hervorgeht, dass fachliche, also sinnentstellende Fehler überhaupt nicht, sprachliche dagegen höchstens "alle 10 Seiten einmal" vorkommen dürften (Schmitt 1997:308ff).
 
     
 
Welche Tragweite ein Übersetzungsfehler hat oder haben kann, hängt von der Art des übersetzten Textes und dessen Funktion ab (vgl. Hönig 1997:132). Auch Paul Kußmaul stellt richtig fest: "Fehler werden nicht aufgrund der Menge des falsch übersetzten Textes, sondern aufgrund ihrer Reichweite gewichtet, wobei unter Reichweite die negativen Auswirkungen auf die textinternen Zusammenhänge sowie auf die textexternen, pragmatischen Gegebenheiten gemeint ist" (1994:226).
 
     

5. Aus Fehlern lernen

 
Übersetzungsunterricht muss anleiten, Fehler zu vermeiden, aber vor allem, Fehler zu erklären und aus ihnen zu lernen. Anders als Kußmaul (1994:210) frage ich also durchaus: "Warum wurde so übersetzt?" und nicht nur "Welche Auswirkungen hat dieser Fehler auf das Verständnis des Textes und auf die Zielsprachfunktion?", denn ich halte es - vor allem im vorbereitenden Sprachunterricht - für notwendig, gemeinsam mit dem Lernenden die Fehlerquelle aufzudecken und zu verstehen, bevor man die Tragweite des Fehlers untersucht.
 
     
 
Als sehr hilfreich hat sich hier das Prinzip der von der französischen "École interprétative" vorgeschlagene Dreischrittverfahren erwiesen: comprendre - déverbalisier - réexprimer.6
 
     
 
Trotz des leicht missverständlichen Begriffes "déverbaliser" ist dies m. E. die beste Methode, um den direkten Einfluss der Ausgangssprache auf die Zielsprachproduktion zu vermeiden. Zuerst muss der AT gelesen und verstanden, d.h. sein Sinn erkannt werden. Dann wird dieser Sinngehalt (der sich z.B. auch in stilistischen Merkmalen äußern kann) im Kopf von den Worten des AT abgelöst und in der dritten Phase mit Worten der Zielsprache wieder ausgedrückt. Eine mögliche Strategie, dieses Vorgehen zu trainieren, besteht darin, die zu übersetzenden Texte schon in der Ausgangssprache umzuformulieren und in einer "einfacheren" Fassung zu übersetzen, bei der der Sinn trotzdem erhalten bleibt. Dass dieses auf den ersten Blick so einleuchtende Verfahren nur in den seltensten Fällen automatisch angewandt wird, sondern sehr viel Übung erfordert, beweisen die aus dem Spanischen übersetzten Texte der Gaststudenten deutscher Muttersprache, die der spanischen Syntax und z.T. sogar der Lexik zu sehr verhaftet bleiben und weniger gut lesbar sind als die Texte der spanischen bzw. katalanischen Kommilitonen, die sich schon länger in der Übersetzerausbildung befinden. Dazu ein Beispiel:
 
     
 
In einem Heftchen der Andalusischen Tourismusverwaltung über den Nationalpark von Doñana war von "reserva de la biósfera" die Rede. Die Studentinnen des vierten Studienjahres schlugen folgende Lösungen vor: biosphärisches Reservat, Reserve der Biosphäre, Reservat eines Feuchtbiotops, Naturreservat, Naturschutzpark, Naturschutzgebiet (3x), Erhaltung von Lebensraum.
 
     
 
Die kursiv gedruckten Vorschläge stammen von spanischen Muttersprachlerinnen, eine spanische Muttersprachlerin schlug auch "Naturschutzgebiet" vor. Alle anderen Lösungen - auch das ungewöhnlich klingende erste Beispiel - stammen von deutschen Muttersprachlerinnen, von denen keine den korrekten Ausdruck "Biospärenreservat" kannte, der von der UNESCO geprägt wurde. Es zeigt sich also, dass hier kein grundsätzlicher Unterschied zwischen Mutter- und Fremdsprachlerinnen besteht, sondern nur ein allgemeiner Mangel an zielsprachkulturellem Wissen, der bei den deutschen Muttersprachlerinnen schwerer wiegt als bei den Spanierinnen. In einem solchen Fall können den Übersetzerinnen nur zielsprachliche Paralleltexte oder schlicht ein Blick ins Konversationslexikon helfen (oder neuerdings auch in Internet). Und schließlich: Nicht nur bei der Übersetzung aus der Fremdsprache, sondern auch bei der aus der Muttersprache kann der AT missverständlich und damit eine Entscheidung des Übersetzers erforderlich sein, die eine bestimmte Auslegung des AT festlegt (s.o. zu accessos).
 
     
 
Amparo Hurtado nennt unter den zehn "Objetivos de aprendizaje de la iniciación a la traducción" folgende:
 
     
  1.
La traducción como acto de comunicación. [...]
 
  2.
La importancia de la fase de comprensión como paso previo a la traducción; la necesidad de captar el sentido vehiculado por los textos. [...]
 
  3.
La importancia de la corrección en la lengua de llegada en la fase de reexpresión, separando bien las dos lenguas. El estudiante [...] ha de ponerse en guardia frente a los grandes enemigos del traductor: la interferencia y el calco lingüístico, y, en general, frente a todos los problemas derivados de la literalidad.
 
  4.
El dinamismo de la equivalencia traductora y los límites de los diccionarios bilingües. [...]
 
  5.
El funcionamiento de la organización textual en relación a la búsqueda de equivalencias. [..]
 
  6.
La importancia de los conocimientos extralingüísticos y la necesidad de la documentación. [...]" (Hurtado Albir 1996:39ff)
 
       
 
Weitere vier Punkte beziehen sich auf die Anleitung zur Problemlösung, die Herausbildung einer kritschen Grundhaltung und das Bewusstsein, dass unterschiedliche Texte unterschiedliche übersetzerische Lösungen erfordern.
 
     
 
Obwohl Hurtado Albir sich ausdrücklich nur auf die Übersetzung in die Muttersprache bezieht, lassen sich diese allgemeinen Ausbildungsziele ohne Weiteres auch auf die Übersetzung in die Fremdsprache übertragen. Mehr noch, Punkt 3 und in gewissem Maße auch Punkt 4 und 6 gelten sinngemäß auch bei der Abfassung von fremdsprachlichen Aufsätzen.
 
     

6. Schlussfolgerungen

 
Im Rahmen der Übersetzerausbildung begehen die Studenten bei den DaF-Übungen und den Übersetzungsübungen sehr ähnliche, wenn nicht sogar die gleichen Fehler. Es bietet sich daher an, mit ihnen gemeinsam darauf hinzuarbeiten, dass sie jene Fehler, die nur oder doch zum Großteil durch mangelnde Sprachkenntnisse verursacht werden, so schnell wie möglich zu vermeiden lernen. Hierzu ist ein kontrastives Vorgehen erforderlich, bei dem bekannte Fehlerquellen direkt angesprochen und ihr Umgehen in gezieltem Training geübt wird.
 
     
 
Im Übersetzungsunterricht sollte auf jeden Fall versucht werden, realen Bedingungen möglichst ähnliche Ausgangssituationen zu schaffen, vor allem, was die Übersetzungsaufträge angeht. Von entscheidender Bedeutung ist außerdem die Landes- bzw. Kulturkunde in der Übersetzer­ausbildung (Fauna, Flora, Geografie, Länderkunde, Geschichte usw.)7.
 
     
 
Im DaF-Unterrricht muss so bald wie möglich darauf hingearbeitet werden, dass die Lernenden eigene Texte verfassen, und zwar mit möglichst einfachen, klaren Sätzen, bei denen sie direkt in der Fremdsprache formulieren können und nicht aus der Muttersprache übersetzen.
 
     
 
Besonders wichtig ist außerdem die Anleitung zum sinnvollen Gebrauch des Wörterbuchs, des zweisprachigen und vor allem des einsprachigen, ebenfalls so früh wie möglich. Angebracht ist hier ein gesundes Misstrauen gegenüber allen scheinbar gleichen oder ähnlichen Wörtern, die oft eine andere Bedeutung haben, wie wir gesehen haben.
 
     
 
Manchmal kann es auch sinnvoll sein, direkt mit der ersten Fremdsprache zu kontrastieren: Wer folk aus dem Englisch kennt, sollte stutzig werden, wenn das Wörterbuch für poble/pueblo als ersten Eintrag "Volk" angibt und eigentlich die Übersetzung von "Dorf" gesucht ist.
 
     
 

Benutzte Bibliografie

 
ELENA GARCÍA, María del Pilar. 2001. El traductor y el texto. Curso básico de traducción general (alemán-español). Barcelona: Ariel. (=Elena García 2001).
 
     
 
HÖNIG, Hans Gerhard. 1997a. Konstruktives Übersetzen. Tübingen: Stauffenburg. (=Hönig 1997a).
 
     
 
HÖNIG, Hans Gerhard. 1997b. "Zur Evaluation von Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen". In: Horst W. Drescher (Hg.). Transfer. Übersetzen, Dolmetschen, Interkulturalität. Frankfurt/Main: Lang, S. 193-208. (=Hönig 1997b).
 
     
 
HURTADO ALBIR, Amparo. 1996. "La enseñanza de la traducción directa 'general'. Objetivos de aprendizaje y metodología". In: Amparo Hurtado Albir (Hg.). La enseñanza de la traducción. Castelló: Universität Jaume I, S. 31-55. (=Hurtado Albir 1996).
 
     
 
KLEPPIN, Karin. 1998. Fehler und Fehlerkorrektur. Berlin: Langenscheidt. (=Kleppin 1998).
 
     
 
KUßMAUL, Paul. 1994. "Übersetzen als Entscheidungsprozess. Die Rolle der Fehleranalye in der Übersetzungsdidaktik". In: Mary Snell Hornby (Hg.). Übersetzungswissenschaft. Eine Neuorientierung. Tübingen/Basel: Francke (erstmals 1986), S. 206-2029. (=Kußmaul 1994).
 
     
 
MÖLLER RUNGE, Julia. 1999. "Expresiones coloquiales españolas y propuestas de traducción al alemán". In: María del Pilar Elena García (u.a.) (Hg.). Universo de Palabras. Salamanca, S. 243-252. (=Möller 1999).
 
     
 
NAVARRO RAMIL, Axel Javier. 2000. Manuel Vázquez Montalbán auf Deutsch: Ein Autor und vier Übersetzer. Frankfurt/M.: Lang. (= Navarro 2000).
 
     
 
NORD, Christiane. 1992. "Aus Fehlern lernen: Überlegungen zur Beurteilung von Übersetzungsleistungen". In: Mary Snell-Hornby (Hg.). Translation Studies. An Interdiscipline. Amsterdam: Benjamin's, S. 363-375. (=Nord 1992).
 
     
 
NORD, Christiane. 1996. "El error en la traducción: categorías y evaluación". In: Amparo Hurtado Albir (Hg.). La enseñanza de la traducción. Castelló: Universität Jaume I., S. 91-107. (=Nord 1996).
 
     
 
NORD, Christiane. 1998. Translating as a Purposeful Activity. Manchester: St. Jerome. (=Nord 1998).
 
     
 
ORTIZ GARCÍA, Javier.1998. "La evaluación de traducciones en la asignatura traducción general". In: Carmen Valero Garcés (Hg.). Nuevas tendencias y aplicaciones en la traducción. Alcalá de Henares: Servicio de Publicaciones de la Universidad de Alcalá de Henares, S. 259-265. (=Ortiz García 1998).
 
     
 
PALAZUELOS MONTECINOS, Juan Carlos (et. al.). 1992. El error en la traducción. Santiago de Chile: Pontificia Universidad Católica de Chile.
 
     
 
RAABE, Horst. 2002. Umgang mit Fehlern. Korrigieren und Bewerten mündlicher und schriftlicher Fehler. Skript des Seminars für Deutschlehrer in Spanien, Goethe Institut Barcelona. (=Raabe 2002).
 
     
 
SCHMITT, Peter Axel. 1997. "Evaluierung von Fachübersetzungen". In: Gerd Wotjak u.Heide Schmidt (Hgg.). Modelle der Translation. Frankfurt/M.: Vervuert, S. 301-328. (=Schmitt 1997).
 
     

Anmerkungen:

1:
Hierzu vgl. u.a. Hönig 1997b, Schmitt 1997 sowie Hurtado 1996 und Carmen Valero Garcés "Cómo evaluar la competencia traductora. Varias propuestas", in Montserrat Bacardí (Hg.) Actas del II Congreso Internacional sobre Traducció, Universitat Autònoma de Barcelona 1994, 199-210.
 
2:
Zu Normen beim Übersetzen vgl. u.a. Toury, Gideon Descriptive translation studies and beyond, Amsterdam: John Benjamins 1995, 56ff.
 
3:
Pilar Elena rechnet Fehler bei den Textkonventionen zu "errores de lengua" und nicht zu "errores de traducción" (2001, 20).
 
4:
Navarro Ramil nennt folgendes - erschreckendes - Beispiel aus einer Übersetzung eines Buches von M. Váquez Mon­tal­bán: "Las compañías navieras Barcelona-Génova" - "die Reedereien Barcelona-Genf" (Navarro Ramil 2000, 262f).
 
5:
Vgl. Martin B. Fischer "Sprachgefühl und Welterfahrung - la traducción inversa de textos turísticos como ejercicio para el fomento de la competencia lingüística“, in Carmen Valero Garcés (ed.) Nuevas y tendencias y aplicaciones de la traducción, Universidad de Alcalá de Henares 1998, 227-244 p.227-244; ders. “Hinterhof und Powidltatschkerln. Kulturspezifika bei der Übersetzung von Kinderliteratur”, in Grenzgänge 11, 1999, 62-81; ders. “Diferencias culturales reflejadas en la literatura infantil y juvenil“, in Veljka Ruzicka Kenfel / Celia Vázquez García / Lourdes Lorenzo García (eds). Literatura infantil y juvenil: tendencias actuales en investigación, Universidade de Vigo 2000, 149-160.
 
6:
Vgl. Lederer, Marianne (1994) La traduction aujourd’hui. Le modèle interprétatif, Paris: Hachette
 
7:
Vgl. Amman, Margret (1989) "'Landeskunde' in der Translatorausbildung", in Textcontext 1-2/89, 90-105.
 


PROF. MARTIN B. FISCHER
Departament de Traducció i Filologia • Àrea d'Alemany
Facultat de Traducció i Interpretació • Universitat Pompeu Fabra
Rambla de Santa Mònica 30-32 • 08002 Barcelona
Telèfon: 0034 93 542 22 52 • Fax 0034 93 542 16 17
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